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Alpines Klettern im Wettersteingebirge (Oberreintal)

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Meine Güte, was war das mal wieder für eine Tour?!

Freitag, 29.06.2012

Morgens um neun ging es in Mainz los, erst mal Richtung Fürth. Bei Flo’s Eltern angekommen, hatte er mittags noch einen geschäftlichen Termin in Nürnberg, währenddessen ich die Vorräte für das Wochenende besorgte. Danach ging es auch schon los Richtung Garmisch-Partenkirchen. Ziel war das Wettersteingebirge, genauer gesagt die Franz-Fischer-Hütte (oder auch Oberreintalhütte) im Oberreintal. Da es in unserem Materialfundus bis dato noch keine Halbseile gab, mussten diese noch dringend besorgt werden. An dieser Stelle noch mal danke an Michael von der Alpinsport-Basis in Garmisch, bei dem wir uns unsere Wunschseile, das Edelrid Merlin in 60m Länge und 8mm Durchmesser reservieren und im noch nicht fertigen, neuen Ladengeschäft abholen konnten!
Von dort aus war es nur noch ein Katzensprung bis zum Ski-Stadion, wo das Auto stehen bleiben und wir den restlichen Weg zu Fuß starten mussten.

Gute Laune vor dem Aufstieg

Kaum eine halbe Stunde gelaufen, erreichten wie die Partnachklamm, eine 720m lange und über 80 Meter tiefe Klamm, die wir durchqueren mussten, um ins Oberreintal aufsteigen zu können. Ein Tipp an dieser Stelle: Wer die Möglichkeit hat, sollte ein noch halbwegs funktionierendes Rad mitbringen, mit diesem zur Klamm fahren, hindurch schieben und nach der Klamm bis zum steilen Aufstieg radeln. Es gibt vor dem besagten steilen Aufstieg einen „Fahrradparkplatz“, an dem alle Kletterer, die mit dem Rad kommen, ihre Fahrräder abstellen. Ihr spart euch so schätzungsweise eine Stunde Fußweg und gerade beim Abstieg wird euch der Drahtesel extrem gute Dienste erweisen, wenn ihr die müden Füße nur noch auf die Pedale stellen und das Rad rollen lassen müsst. Wir hatten leider keine Bikes dabei, deshalb benötigten wir für den Aufstieg von Garmisch (708 m ü. NN) zur Oberreintalhütte (1532 m ü. NN) rund drei Stunden und wir waren schon halbwegs flott unterwegs…

In der Partnachklamm

Für die Strapazen wurden wir gleich zweifach belohnt! Erstens mit einem wunderschönen Ausblick auf die umliegenden Gipfel mit dem einsetzenden Abendrot und zweitens mit einer sehr lustigen Begegnung.

Abendrot

Während des steilen Stücks des Aufstiegs hätte Flo – als doch recht geübter Bergsteiger – eigentlich mehrfach tot umkippen müssen, so oft wie ich ihn verflucht habe. Der Rucksack mit Kletterausrüstung, Klamotten und Essen für zwei Tage auf meinem Rücken wurde mit jedem Schritt schwerer und ich hatte das Gefühl, dass wir niemals oben auf der Hütte ankommen würden. Nur ein paar hundert Meter von der Hütte entfernt kamen uns im Halbdunkel zwei Kletterer entgegen und erst als die beiden schon an uns vorbei gegangen waren, fiel mir auf, dass mir zumindest das zweite Gesicht auf Anhieb bekannt vorkam. Es war David Lama und nach einem kleinen Hinweis von Flo, der beide direkt erkannt, aber sich mit seinen Äußerungen zurückgehalten hatte, erkannte ich dann auch noch Stefan Glowacz. Die beiden waren wohl tagsüber auch im Oberreintal klettern und machten sich gerade an den Abstieg.
Voller Erstaunen, zwei Berühmtheiten aus dem Bereich Klettern/Bergsteigen mal eben so auf dem Schotterweg getroffen zu haben, machten wir uns an die letzten Meter, „checkten“ auf der Hütte ein und gönnten uns das wohlverdiente Feierabendbier und eine Brotzeit. Danach ging es auch schon ins Bett, um für den kommenden Tag gewappnet und fit zu sein, denn wir hatten noch viel vor…

Samstag, 30.06.2012

Zum Frühstück gab es das gleiche wie am Abend zuvor: Brot mit Wurst und Käse und dazu noch den Kaffee vom Hüttenwart Hans. Dann wurde das Gepäck für den Klettertag gerichtet, was wir aufgrund der Müdigkeit und der Uhrzeit am Vorabend nicht mehr gemacht haben und kurz darauf ging es auch schon an den 400 Höhenmeter Zustieg zur Wand. Für diesen Tag war nämlich die Tour „Herbst / Teufel“ geplant, welche sich am unteren Schlüsselkarturm befindet. Der Turm selbst hat eine Wandhöhe von rund 250m, mit Quergängen und allem drum und dran kommt man allerdings auf eine Kletterlänge von rund 290m in neun Seillängen, was für Alpin-Novizen wie Flo und mich durchaus eine Herausforderung darstellt. Dazu kommt noch, dass die Tour zwar an allen wichtigen/schwierigen Stellen, aber eben nicht komplett abgesichert ist, was bedeutet, dass man wie eben auch in der Pfalz, seine Sicherungen zum großen Teil selbst legen muss. Dazu kam noch das Problem, dass für den Nachmittag teils schwere Gewitter gemeldet waren, es also umso wichtiger war, dass wir frühzeitig, nämlich vor deren Einsetzen wieder die Hütte erreichten.

Nun ging es aber erst mal darum, die besagten 400 Höhenmeter zu überwinden, um schließlich am Wandfuß den Einstieg zu finden, was durchaus auch seine Zeit dauern kann.

Der Aufstieg zum unteren Schlüsselkarturm

Danach legten wir ein Materialdepot am Wandfuß an, bepackten einen Rucksack mit den Nötigsten Dingen wie Müsliriegel, Wasser und Schuhen für den Abstieg und stiegen um 10:15 Uhr in die Wand ein. Flo und ich wechselten uns mehr oder weniger von Seillänge zu Seillänge mit dem Vorsteigen ab, was so lange gut funktionierte, bis ich in der sechsten und mit 6- zugleich schwierigsten Seillänge einfach die eingezeichneten Haken nicht finden konnte. Es blieb also nur, nach bestem Wissen und Gewissen in die hoffentlich richtige Richtung zu klettern und davon auszugehen, dass früher oder später schon ein gebohrter Haken auftauchen würde. Bis es soweit ist, wird dann entweder gar nicht, oder mit mobilen Sicherungsmitteln gesichert. Dummerweise hatte ich aber den Falschen Weg eingeschlagen. Nach hitzigen Diskussionen und Überlegungen mit Flo den Routenverlauf betreffend, der rund 20 Meter unter mir stand, kletterte ich also zur letzten Abzweigung zurück und versuchte statt nach rechts erst noch ein Stück nach oben zu klettern und siehe da, kaum über den nächsten Bauch gekommen, erschien auch schon ein Haken, der allerdings von der Lage her überhaupt nicht zu unserem Topo passen wollte. Dennoch waren wir wieder auf dem richtigen Weg und konnten mit der Kletterei fortfahren, nur leider hatten wir durch diese Aktion 30 – 40 Minuten unserer eh schon kostbaren Zeit verloren.

Flo im Nachstieg

Danach ging es weiter nach oben, wo wir um 15:15 Uhr den Ausstieg erreichten und den fantastischen Ausblick vom Gipfel hinunter ins Tal genießen durften. Über einen schönen, aber schmalen und recht ausgesetzten Grat ging es dann an den Abstieg.
Der Gipfelgrat

Der Ausblick vom Gipfel

Am Ende des Grats muss dann noch mal eine Wand abgeklettert oder abgeseilt werden, bevor man auf einer Wiese mit angrenzendem Geröllfeld ankommt und von dort aus dann zurück zum Wandfuß und Materialdepot ablaufen kann. Insgesamt ein Abstieg der sicheres Gehen und Klettern im Gelände II+ bis III erfordert.

Abklettern ohne Seil - gelungen! :)

Auf dem Weg zurück zum Wandfuß kamen wir noch an einem kleinen Bergbach vorbei, der sich aus den Schneefeldern der umliegenden Gipfeln speiste und den wir nutzten, um unseren Durst zu löschen. So frisches und leckeres Wasser haben wir vorher wohl noch nie getrunken und auch Flo scheint es geschmeckt zu haben:

Frisches Bergwasser - lecker!

Zum Abschluss gönnten wir uns auf der Wiese am Wandfuß noch eine kurze Verschnaufpause, einen Müsliriegel und ein paar Minuten Zeit, um einfach mal die Seele baumeln zu lassen und den wunderschönen und atemberaubenden Ausblick zu genießen.

Was für eine Aussicht vom Wandfuß

Das Panorama vom Wandfuß aus

Danach ging es an den Abstieg zurück zur Hütte, schließlich mussten auch hier wieder rund 400 Höhenmeter überwunden werden, um uns unser Feierabendbier zu genehmigen und außerdem gab es nur zwischen 17 und 19 Uhr Abendessen. Während dem Abstieg konnten wir noch mal einen beeindruckenden Blick auf den unteren Schlüsselkarturm erhaschen. In der rechten Wandhälfte waren wir heute Morgen eingestiegen und nach rund fünf Stunden, 290 Klettermeter und neun Seillängen standen wir auf dem Gipfel. Für die ersten alpinen Mehrseillängen gar keine sooo schlechte Zeit, wie ich finde 🙂

Der untere Schlüsselkarturm

Mit dem obligatorischen Feierabendbier stießen wir selbstverständlich auf uns, auf die Umgebung, auf „unseren“ Gipfel, aber definitiv auf unseren Gipfelerfolg an. Da oben waren wir also heute:

Siegerbier - Ein Prosit auf den unteren Schlüsselkarturm

Es folgte noch die notwendige Kritik, wo was nicht optimal lief und danach die wohl beste Dusche der Welt, zumindest bisher! Eine ganz normale Gartendusche, wie man sie vielleicht aus diversen Schrebergärten oder von Campingplätzen kennt an der freien Luft, allerdings auf rund 1530m ü. NN, nach links mit Blick Richtung Tal, geradeaus, rechts und hinten mit Blick auf die umliegenden Gipfel, die teils noch mal knapp 1000m höher waren, mit einer solchen Aussicht habe ich vorher noch nie geduscht, so viel steht fest!

Kurz danach gab es dann auch schon Abendessen, was auf seine Art und Weise auch ein Highlight war. Das Essen musste ja selbst mitgebracht werden, vorzugsweise Nudeln und scheinbar schienen fast alle anderen Kletterer auf der Hütte die gleiche Idee wie wir gehabt zu haben: Eben Nudeln mit fertiger Tomatensoße von Aldi, denn vor der Tür stapelten sich nach und nach die Gläser der besagten Aldi-Tomatensoße. Nicht weniger lustig war die Wundertüte, die es dann zu essen gab. Statt jeder Partei auf der Hütte separat das Essen zuzubereiten, schmiss Hans einfach alle Nudeln und alles an Soße in zwei überdimensionale Töpfe, alle abgegebenen, zusätzlichen Zutaten wie Zucchini, Thunfisch usw. wurde ebenfalls in die Soße geschmissen und heraus kam eine bunt gemischte Soße mit allerlei Zutaten. Wir hatten Thunfisch für die Soße mit abgegeben, fanden dafür allerdings Cherri-Tomaten und Zucchini-Stückchen, immer mal wieder etwas Neues also 🙂

Nach dem Packen der Rucksäcke für den kommenden Tag, einigen sehr netten Gesprächen mit anderen Hüttenbesuchern (allesamt Kletterer) und dem Studieren der Topo-Karten unserer Sonntags-Route ging es dann auch bald ins Bett. Hier noch ein Bild des Materialraums auf der Hütte:

Das Materiallager der Oberreintalhütte

Sonntag, 01.07.2012

Der Sonntag begann etwas früher und geordneter als der Samstag Morgen. Der Rucksack mit dem benötigten Equipment lag schon seit dem Vorabend bereit, also konnten wir uns direkt an’s Frühstück machen. Danach ging es auch schon gleich los. Flo hatte für uns das „Schmankerl“ ausgesucht, eine kürzere Tour mit fünf Seillängen maximal im fünften Grad, Kletterlänge rund 150 Meter, da für den Nachmittag erstens wieder Gewitter gemeldet waren und wir ja zweitens noch die Heimreise nach Mainz antreten mussten.
Es ging also an die linke Nordwand des direkt an der Hütte gelegenen Oberreintalturms. Die Tour ist aus dem Jahr 2009 und deshalb noch nicht im aktuellen, aber eh recht ungenauen (s. o.) Panico-Führer für das Wettersteingebirge. Man kann sich allerdings Wandbilder und Topos kostenlos auf der Webseite der Oberreintalhütte ansehen und ausdrucken. Hier sollte es also in etwa hinauf gehen, dann oben einen Quergang zur Seite des Berges und wieder ablaufen:

Die Nordwand des Obereintalturms mit dem "Schmankerl"

Auf den Bildern sieht das alles gar nicht mal so hoch aus, tatsächlich hingen wir hier schon auf über 100 Meter in der vierten Seillänge:

Dennis im Nachstieg der vierten Seillänge

Die Kletterei verlief prima, die Route ist tatsächlich ein Schmakerl, also ein ganz besonderes Stück. Wenn auch nicht besonders schwer, ist doch von verschiedenen Klettereien was dabei, Kamine, Platten- und Risskletterei, einfach eine grandiose Tour, die ich nur jedem ans Herz legen kann, auch wenn er oder sie im Normalfall in höheren Graden unterwegs ist! In der letzten Seillänge verzettelte ich mich etwas und kam zu weit links heraus, also musste ich noch etwas nach rechts queren. Aber dennoch war dies die erste Mehrseillänge, die Flo und ich im Team rotpunkten konnten, was bedeutet, dass wir die Sicherungskette zu keiner Zeit belasten mussten, sprich keiner von uns beiden musste sich mal ins Seil setzen, um sich auszuruhen und keiner von uns ist gestürzt. Hört sich vielleicht nicht sonderlich spektakulär an, für uns war es aber zu der eh schon schönen Route mit alpiner Absicherung ein besonderes Erlebnis.

Solz wie Oskar nach dem erfolgreichen Rotpunkt

Danach ging es direkt wieder zurück zur Hütte, schließlich hatten wir nicht viel Zeit und es begann schon langsam aber sicher wolkig zu werden, was in den Bergen recht schnell ungemütlich werden kann.

Flo beim Abstieg... wer findet ihn?

An der Oberreintalhütte angekommen ging es sofort daran, die Rucksäcke für den Abstieg zu packen, wir wollten keine Zeit verlieren und erst mal zurück ins Tal, bevor uns das schlechte Wetter überraschen konnte. Kurz nach dem Start auf der Hütte konnten wir noch einen tollen und respekteinflößenden Blick auf den unteren Schlüsselkarturm und die hereinziehenden Wolken erhaschen. Da waren wir wirklich froh, aus der Wand raus zu sein und den Abstieg beginnen zu können…

Der untere Schlüsselkarturm

Der Abstieg dauerte gut zwei Stunden und auch hier kann ich nur wieder die Fahrräder empfehlen. Nach der ganzen Lauferei, dem Klettern und schmerzenden Füßen wären wir um jeden Schritt dankbar gewesen, den uns ein Drahtesel hätte voran gebracht. Da wir keinen hatten, mussten wir uns wohl oder übel selbst von dem undankbaren Weg ablenken, bis wir wieder die Partnachklamm erreichten und wussten, dass es nun nicht mehr weit ist. Am Ausgang der Klamm, also eigentlich deren Eingang, wenn man von Garmisch aus kommt, genehmigen wir uns in einem hübschen Biergarten noch unser Siegerbier, bevor wir die letzte, kurze Etappe zum Auto antraten.
Die Heimfahrt war äußerst regnerisch, aber unspektakulär und wir waren gegen 22 Uhr am Sonntag Abend müde aber glücklich und vor allem stolz wieder in Mainz. Alles in allem war es mal wieder ein anstrengendes, aber tolles Wochenende. Das Oberreintal und die Oberreintalhütte sind definitiv eine Reise wert und wir werden mit Sicherheit bei Gelegenheit wieder vorbei schauen! Bis dahin grüßen wir zum Abschluss mit dem bekannten Oberreintalgruß:

„hei mi leckst am Arsch…“

Die nächste Tour führt uns in zwei Wochen ins Tannheimer Tal, wir werden berichten…

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Dennis
Dennis
Flachlandtiroler und Bergliebhaber! Im normalen Leben IT’ler, ab und an auch Klettertrainer, aber am liebsten selbst in den Bergen unterwegs. Ob im Fels oder Eis ist eigentlich egal, Hauptsache rauf da!

1 Comment

  1. helt sagt:

    coole Sache das 🙂

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