Zugspitz Ultratrail – mein persönlicher Supertrail
5. Juli 2015Tour Ronde Südostgrat statt Nordwand
24. August 2015Hochtourenurlaub in den Westalpen: Mont Blanc Gebiet
Hochtourenurlaub 2015 – Prolog
Ich sitze bei gefühlten 43 Grad Raumtemperatur in unserer Wohnung und überlege grade, welche Eisschrauben ich einpacken soll. 16, 19 oder doch lieber 21cm? Viele Leser fragen sich jetzt sicher „Warum braucht der Mensch Eisschrauben im Sommer?“. Wer allerdings unseren Blog schon etwas länger verfolgt, der weiß, dass es uns regelmäßig, wenn die Temperaturen hier zu heiß werden, in das ewige Eis zieht. Dieses Jahr habe ich mich entschieden, unseren Hochtourenurlaub für das Mont Blanc Gebiet zu planen. Neben der unermesslichen Anzahl an Kletter-, Mixed- und Eistouren haben mich vor allem folgende Gründe beeinflusst:
- Ich bin bereits im Alter von 15 Jahren die Tour du Mont Blanc (TMB) mit meiner Familie gewandert und konnte von allen Seiten auf das beeindruckende Mont Blanc Massiv schauen, über welchem der „Monarch“ sein weißes Haupt erhebt. Bereits damals fand ich die Berge dort mehr als faszinierend, hätte allerdings nie zu erträumen gewagt, dass ich jemals da oben herumkraxeln werde. Mit 15 war ich der festen Überzeugung, das können nur richtig gute Bergsteiger und du gehst ja nur Klettersteige und wanderst…
- Als ich dann 2009/2010, nach einer achtjährigen Abstinenz von den Bergen, Wandern und Co., die Berge und das Bergsteigen für mich (wieder-)entdeckte fasste ich den Entschluss, dass ich innerhalb von 5 Jahren ein eigenständiger Bergsteiger sein möchte und in der Lage sein, den Mont Blanc selbstständig besteigen zu können.
Dennis brauchte ich nicht weiter von meinen Plänen zu überzeugen und mit Thomas war dazu noch ein weiterer Freund und guter, umsichtiger und vor allem erfahrener Bergsteiger gewonnen. Auch wenn Thomas einige Jahre jünger als wir ist, hat er doch bereits einige anspruchsvollere Touren in seinem Tourenbuch und so stand einem tollen Hochtourenurlaub nichts mehr im Wege.
Ich plante mit Thomas unser Programm und irgendwie war mir schon vorher klar, dass es diesmal richtig anstrengend werden würde und so war es dann auch.
Abfahrt in Mainz am 17. Juli 2015
Nachdem ich am Freitag noch schnell das Nötigste auf Arbeit erledigt hatte und meinen Urlaub entsprechend vorbereitet, ging es dann auch schon gegen 15:30 Uhr nach Hause. Pünktlich um 16:30 Uhr stand Dennis bei mir vor der Tür, schaute mich mit bedröppelten Augen an und meinte: „Das Zeug kriegen wir nie alles in meine Karre!“ (Anmerkung der Redaktion: Dennis fährt einen ziemlich kleinen Toyota Aygo). Natürlich hat dann doch alles irgendwie in das Auto gepasst… Campingausrüstung, Hochtourenmaterial, Klettersachen, Seile, Eisgeräte und Co. sowie die persönlichen Habseligkeiten und eine Technikkiste fanden ihren Platz, auch wenn das Auto danach ganz schön tief lag und bis unter’s Dach beladen war..
Gemütlich mit ’nem Sixer alkoholfreiem Bier zuckelten wir dann Richtung Süden. Allmählich kam dann auch bei Musik, Brötchen mit Würsteln und Sonne langsam Urlaubsstimmung auf und nachdem wir an der vierten angesteuerten Tankstelle auch alkoholfreien Biernachschub gefunden hatten, war die Welt perfekt. Gegen 21 Uhr kamen wir an dem verabredeten Treffpunkt in Oensingen in der Schweiz an, wo uns Thomas bereits mit seinem geräumigen VW Caddy empfing. Schnell wurde umgepackt und Dennis‘ Auto in einer nahe gelegenen Migros-Tiefgarage geparkt, nicht ohne sich vorher zu versichern, dass diese tatsächlich kostenfrei ist, und schon wieder waren wir „back on the road“.
Das doofe Navi leitete uns direkt durch Genf, sodass wir leider nicht an dem geplanten Biwakspot vorbei kamen. Nachdem wir dann noch den Mont Blanc Tunnel passiert hatten, uns über die 43 € Tunnelkosten aufgeregt (das Kombiticket für Hin- und Rückfahrt gilt leider nur sieben Tage und wir hatten acht geplant), kamen wir gegen 2 Uhr nachts an einem Parkplatz in der Nähe der Bergbahn an. Wir waren alle mehr als erledigt und so wurden die Schlafsäcke und Isomatten in die nächstbeste Ecke geworfen, die Zähnchen noch am Brunnen geputzt und dann ging’s ab in die Federn. Gerade als wir eingeschlafen waren weckte uns allerdings ein sprühender „Regenschauer“. Ich sprang auf und rief nur irritiert nach dem Biwaksack und fluchte wie ein ganz wilder Seemann. Als Dennis dann die paar Meter zum Auto rannte stellte er fest, dass es neben dem Auto gar nicht mehr regnete… „Häh, zehn Meter weiter und kein Regen?“ dachten wir uns und auf einmal mussten wir vor Lachen brüllen. Wir hatten uns doch tatsächlich gleich mal unter einen Rasensprenger gelegt. Thomas lag dort immer noch im Tiefschlaf und nachdem wir ihn endlich wach hatten, war auch gleich ein trockenes Plätzchen zum Weiterschlafen gefunden, nur drei Meter weiter. Was für ein Start in unseren diesjährigen Hochtourenurlaub…
Aufstieg in die Höhe, 18. Juli 2015
Eigentlich wollten wir um 6 Uhr aufstehen, um die Bahn um 7:30 Uhr Richtung Pointe Helbronner zu erwischen, aber es kam mal wieder anders. Thomas rüttelte mich um kurz nach 7 aus dem Schlaf und bis dann das Frühstück gemacht, der Kaffee gekocht und die Rucksäcke gepackt war, war es schließlich 8:30 Uhr. Das Auto haben wir noch auf einem kostenlosen Parkplatz ein Stück weiter die Straße runter abgestellt, der Parkplatz direkt an der Bahn kostet 5€/Tag, und schon standen wir mit Riesenrucksäcken inklusive Zelt, Kocher, Gas, Schlafsäcken, Kletterausrüstung, Eisgeräten und einigem Essen für die nächsten fünf Tage an der Bahnstation. Gemütlich brachte uns die nagelneue Panorama-Gondel auf rund 3400m. Der Weg zur Turiner Hütte ist dank des neuen Tunnels und vor allem Aufzugs leicht zu bewältigen und um 10 Uhr deponierten wir dort unser Material, um mit leichterem Gepäck Richtung Dent du Géant zu ziehen, den wir an diesem Tag noch erklettern wollten.
Da wir jedoch recht übermüdet und überhaupt nicht akklimatisiert waren, gestaltete sich der Zustieg bereits ziemlich anstrengend. Nach knapp 2 Stunden kamen wir auf dem Rücken am P3700 an. Nach kurzer Kalkulation war klar, dass wir vor 18 Uhr nicht auf der Hütte zurück wären, wenn wir jetzt weitergehen würden und dann schließlich noch ’ne gute Stunde über den Gletscher Richtung Grand Capucin brauchen würden, um dort unser Zeltlager für die nächsten zwei Nächte aufzustellen. Wir entschlossen uns also dazu, dass es zur Akklimatisation ausreichend war, auf 3500m zu steigen und liefen dann gemütlich Richtung Hütte zurück. Nach einer ausgiebigen Kaffee- und Essenspause sattelten wir wieder unsere Expeditionsrucksäcke und stapften über den Glacier du Géant Richtung Grand Capucin. Dort angekommen schlugen wir auf dem breiten und flachen Gletscherstück im Kessel zwischen Tour Ronde, Mont Blanc du Tacul und Grand Capucin das Zelt auf, allerdings nicht ohne vorher ausführlich den Platz auf versteckte Spalten zu sondieren. Dennis ging es leider nicht so gut, sodass er sich sofort schlafen legte, während Thomas und ich den Einstieg zur Tour Ronde Nordwand erkundeten und unsere Zeltnachbarn begrüßten, welche sich mit Edu Marin und seinem Vater als recht prominent herausstellten. Den Nachmittag vertrieben wir uns dann, wie beim Zelten im Schnee üblich, mit Schnee schmelzen, kochen und lesen die Zeit. Nur ein heftiges Gewitter treübte zwischendurch die herrliche Ruhe dort oben etwas. Unser mit sechs Eisgeräten befestigtes TNF Mountain 25 Zelt stellte sich hierbei allerdings als äußerst stabil und trocken heraus.
Die Artikelserie zum Alpenurlaub 2015
Dieser Artikel ist Teil eins unserer Artikelserie zum Alpenurlaub 2015.
Teil 2: Tour Ronde Südostgrat statt Nordwand
Teil 3: Grand Capucin – Schweizerführe
Teil 4: Himmelsleiter: Der Rochefortgrat und Dent du Géant
Teil 5: Mont Blanc Überschreitung by fair means
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[…] Dieser Artikel ist Teil zwei unserer Artikelserie zum Alpenurlaub 2015. Den ersten Teil kannst du hier lesen: Hochtourenurlaub in den Westalpen: Mont Blanc Gebiet […]
[…] Artikel ist Teil eins unserer Artikelserie zum Alpenurlaub 2015. Teil 1: Hochtourenurlaub in den Westalpen: Mont Blanc Gebiet Teil 2: Tour Ronde Südostgrat statt Nordwand Teil 3: Grand Capucin – Schweizerführe Teil 4: […]
[…] Mammut veröffentlicht ab sofort eine neue Video-Reihe auf Youtube, genannt „The Classics“. Es geht um Kletterrouten, die bereits ganze Generationen von Kletterern in ihren Bann gezogen und bis heute nichts von ihrer Attraktivität eingebüßt haben. Den Anfang macht die Mehrseillängenroute „Fiesta de los biceps (7a)“, das Fest für die Oberarmmuskeln, die der Erstbegeher Carlos im Mai 1989 sogar solo beging! Eine wunderschöne, irre steile und überhängende Route im achten Grad, vielleicht schaffe ich die sogar noch mal, natürlich mit Seil! Anna Stöhr und Edu Marin sind sich da ebenfalls einig: Mit Seil, ja, ohne, never! Edu Marin und seinen Vater haben wir im vergangenen Jahr übrigens bei seiner Begehung diverser Routen im Mont Blanc Massiv gesehen, als wir direkt neben den beiden unser Zelt aufschlugen. […]
[…] sind wir ja gewohnt, schließlich verbringen wir selbst unsere Sommerurlaube vorzugsweise im Schnee und zelten auch gerne mal auf einem Gletscher. Dass wir aber im Oktober bei 7°C Luft- und etwa […]
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