Hanoi – Klappe die zweite
12. Dezember 2008Hoi An – ein kleines Stueck Kolonialzeit
22. Dezember 2008Hue – auf den Spuren der alten Kaiser
Hallo liebe Leser,
wir haben Hanoi mit einem weinenden Auge, aber auch mit der Freude auf etwas neues, verlassen.
Der Nachtzug brauchte fuer die gut 800 km nach Hue 14 Stunden. Schlafen konnten wir nicht wirklich gut. Die Softbeds sind zwar recht bequem, aber dafuer ist der Zug selber recht laut, dann trillert noch aus alten Lautsprechern kommunistische Propagandamusik und ausserdem ist die Schienenstrecke wohl selber recht holprig. Das wuerde zumindest das haeufige, abrupte abbremsen (man rollt dabei halb aus dem Bett) erklaeren.
Dennoch kommen wir halbwegs erholt an, was auch an dem tollen Fruehstueck lag, das uns Hoas Familie mitgegeben hat.
Der Bahnhof von Hue selber ist recht klein und uebersichtlich. Allerdings warten ausserhalb ca. 50 Taxifahrer, Guesthouseschlepper und andere wie die Raubtiere im Zoo auf ihr Futter.
Passiert man naemlich den Ausgang stuertzen sich diese scharrenweise auf einen und zerren an einem rum. Bazi und ich waren sichtlich genervt und fluechteten im Laufschritt Richtung Stadt. Dort angekommen fanden wir auch recht zuegig ein tolles, kleines Hotel. Unser Zimmer ist recht gross und hat ein kleines Bad und einen Dachbalkon. Ausserdem haben wir einen eigenen PC auf dem Zimmer mit freiem Internet und das ganze fuer 11 $.
Nachdem wir uns also etwas ausgeruht und geduscht hatten, besuchten wir Hues Zitadelle. Die ehemaligen Kaiser haben ein im Umfang 10 km grosses Areal angelegt und von einer 21m dicken und 6,6m hohen Mauer inkl. Wassergraben schuetzen lassen. Die eigentliche Palastanlage ist nur 500m*500m gross und groesstenteils durch den franzoesischen und Vietnamkrieg zerstoert. Seit 15 Jahren gehoert diese Anlage, mit der purpurnen verbotenen Stadt als Zentrum, zum UNESCO Weltkulturerbe. Daher wird diese langsam wieder orginalgetreu aufgebaut und so sieht man heute schon ein paar beieindruckende alte Bauwerke.
Am Sonntag wollten wir eigentlich dann selber mit dem Motorrad die Kaisergraeber ausserhalb Hues erkunden. Da das Wetter aber sehr verregnet war, entschlossen wir uns kurzerhand einer Stadtrundfahrt anzuschliessen. Die Gruppe war recht klein und der Guide sprach ganz gut Englisch und so sahen wir doch was wir sehen wollten.
Als erstes besuchten wir die Gartenhaueser der reichen Mandarine (= hoechste Adlige nach dem Kaiser). Hier sollen sich die Kaiser auch mit ihren mehr als 100 Konkurbinen zurueckgezogen haben. Danach ging es weiter zur Thien Mu Pagode. Diese ist mit ihrem 7stoeckigen, 21m hohen Turm ein Wahrzeichen Vietnams. Hier steht auch der alte Austin mit dem sich der Moench Thich Quang Duc am 11.6.1963 zu seiner Selbstverbrennung nach Saigon fahren lies um gegen die Unterdrueckung des Buddhismus zu protestieren. Er loeste damit eine Welle der Selbstverbrennungen unter buddhistschen Moenchen aus, die von der Frau des damaligen Fuehrers Suedvietnams auch als „Barbecue“ bezeichnet wurde. Diese Bezeichung fuehrte durch den Druck der Weltoeffentlichkeit dann allerdings zur Absetzung dieses Herrschers.
Nach einem Mittagessen ging es dann weiter zu den drei wichtigsten Kaisergraebern. Insgesamt gibt es von 11 Kaisern sieben noch erhaltene Grabanlagen.
Als erstes war das Grab Minh Mangs dran. Es ist eine schoene Gartenanlage. Der Kaiser selber schein recht potent gewesen zu sein, denn er hatte ueber 400 Konkurbinen und 124 Kinder. Allerdings scheint das Sexleben der Kaiser kein Kinderspiel und Spass gewesen zu sein, den es wurde von Eunuchen akribisch geplant und in den Tagesablauf des Kaisers integriert.
Das zweite Grab war die Grabanlage Kaih Dinhs, dem Vater des letzten Kaisers. Kaih Dinh selber scheint wohl homosexuell gewesen zu sein und somit hat er, wen wundert es, zwar 100 Alibi-Konkurbinen aber nur einen Sohn. Das Grabmal ist ein neobarokes Betonwerk mit Rokkokoelementen. Die Grabhalle ist mit tausenden Porzellan und Keramikmosaiken verziert, die angeblich die schoensten in ganz Vietnam sein sollen. Die Grabanlage koennte allerdings auch in Europa stehen.
Auf dem Weg zum dritten Grab, dem von Tu Doc, hatten wir erst einmal eine Buspanne. Diese konnte unser asiatische Busfahrer dennoch nach 15 Minuten beenden. Er kroch dazu in den Motor des Buses. Keine Ahnung was er da drin gemacht hat, aber der Bus lief wieder…
Kaiser Tu Doc war der selbstkritischte und angeblich bescheidenste aller Kaiser und so wird sein Grab auch das „Grab der Bescheidenheit“ genannt. Die Anlage ist sehr schoen in die Natur eingebettet und mit schoenen Seen umgeben. Bazi und ich bezweifeln dennoch, dass er so bescheiden war. Der Kaiser trank naemlich nur Tee, der aus morgendliche aufgefangenen Tautropfen hergestellt war. Weiterhin wollte er bei jedem Essen 50 verschiedene Gerichte von 50 verschienden Koechen zubereitet und von 50 verschiedenen Dienern gebracht haben. Scheint ja noch einfach zu sein. Nein ist es nicht! Es durften naemlich nie die selben Gerichte sein!
Tu Doc hat dennoch dafuer gesorgt, dass die Hue-Kueche als die beste Vietnams gilt und eine grosse Vielfalt aufweist.
Der Kaiser war nach einem Pockenanfall wohl impotent und hat deshalb 4 Soehne adoptiert.
Abends gingen Bazi und ich dann noch etwas essen und verirrten uns gar in einem rein vietnamesischen Viertel, wo wir dennoch gut, wenn auch einfach assen.
Heute, am Montag, fuhren wir in die DMZ (Demilitarisierte Zone). Sie wurde 1946 nach der Potsdamer Konferenz eingrichtet und bezeichnet die 5km noerdlich und suedlich des Ben Hai Flusses. Sie sollte ein Niemalsland zwischen Nordvietnam und Suedvietnam sein. Skurrilerweise wurde sie spaeter im Vietnamkrieg zu einer der am staerksten bombardierten Zonen der Welt.
Unsere Gruppe bestand aus 6 Leuten und unser Fuehrer war ein Veteran, der selber 2 Jahre als Scout (eher wohl Spion) fuer die GIs (Amerikaner) arbeiten musste und wohl in dieser Zeit viel schlimmes erlebt hat. Aber er konnte uns viel berichten….
Als erstes ging es zu einer alten katholischen Kirche. Von dieser war allerdings nicht mehr viel uebrig, da diese waehrend den staendigen gefechten mehrmals zerbombt und beschossen wurde. Man sieht uberall Granatenloecher und Maschinengewehreinschlaege.
Danach geht es weiter Richtung Norden. Wir lassen den 40 km westlich gelegenen Hamburger Hill aus. Die Geschichte zu diesem Huegel ist allerdings schockierend. Im Mai 1969 wurden hier ca. 400 GIs von 40000 Vietcong angegriffen. In einer Woche starben alleine 240 GIs und unzaehlige Vietcongs. Die USA gab ihre dort stationierten Soldaten als Gefallen auf, als die Funkverbindung abriss und bombardierte den Huegel mit 450t Bomben. Danach sahen die Gefallenen aus wie Hamburger.
Anschliessend betraten wir die beruehmten Tunnel der Viet Cong. Der Support-Tunnel ist ueber 2000m lang und insgesamt werden 20000 Tunnel vermutet. Durch den Support-Tunnel wurden Waffen von China und Russland zur Unterstuetzung erst von einer Insel per Ruderboot ans Festland gebracht (schwierigster und Opferreichster Teil), um diese dann durch den Support-Tunnel mit dem Fahrrad an die geforderte Stelle zu liefern. Den Transport im Tunnel uebernahmen die Frauen, da die Maenner ja kaempfen mussten.
Zuletzt besichtigten wir ein Ueberbleibsel von einem US-Camp. Es steht nur noch ein kleiner, zerbomter Commandobunker. Der Rest der Anlagen besteht heute nur noch aus Kautschukplantagen. War auch interessant zu sehen. Bei der Kautschukernte wird die Rinde schraeg angeschnitten. Die abfliesende Milch wird in kleinen Toepfchen aufgefangen. Jeder Baum bekommt zudem einen Kragen umgeschnallt, der verhindern soll, dass Wasser nicht den Stamm hinunter auf den Schnitt und ins Toepchen fliesst.
Nach dem etwas verspaeteten Mittagessen fuhren wir heim und da morgen das Wetter hoechstwahrscheinlich auch schlecht sein wird, werden wir den Bach Ma Nationalpark wohl auslassen muessen und schon morgen auf der angeblich schoensten Bahnstrecke Vietnams nach Da Nang weiterreisen.
Gruesse Flo und Bazi