Klettern in der Fränkischen Schweiz
29. Juli 2012In Ulm und um Ulm und um Ulm herum – Plan B und trotzdem spaßig
8. August 2012Kurvenspaß – Motorradtour Kyffhäuser und Harz
Es stand mal wieder eines der langen Wochenenden vor der Tür. Normalerweise ist dies genau der Zeitpunkt an dem Dennis und ich unsere Planung mit hohem Elan vorantreiben, aber an diesem Wochenende war er schon anderweitig verplant. Es mussten also Alternativen her. Bazi und mir schwebte bereits seit längerem eine Motorradtour vor und so entschieden wir uns, dieses Wochenende die deutschen Straßen unsicher zu machen.
Wir planten eine Tour, die uns ursprünglich über den Kyffhäuser und Harz bis an die Nordsee und wieder zurück bringen sollte. Leider war Petrus uns nicht gerade gut „gesonnen“. Die Wettervorhersage für das Wochenende vom 7. bis 10. Juni 2012 wahr mehr als durchwachsen. Kurzentschlossen kürzten wir die Tour und nach einem Telefonat am morgen des 7. Juni entschieden wir uns erst am 8. Juni die Tour zu starten.
Hier die kurzen Tourdaten inklusive Googlemaps (siehe unten):
8.06.12: Mainz bzw. Nürnberg – Lohr am Main – Hochrhön – Kyffhäuser, Insgesamt 432 km
09.06.12: Kyffhäuser – Harz – Schierke – Kassel – Mainz, Insgesamt 485 km
10.06.12: Mainz – Heidelberg – Odenwald – Wertheim – Mainz bzw. Nürnberg, Insgesamt für mich gut 320 km
Freitag, 08.06.12
Am Freitag saß ich somit bereits um 7 Uhr auf meiner Maschine und fuhr mit voller Vorfreude auf dieses geniale Wochenende bei leicht bewölktem Himmel Richtung Lohr am Main. Lustigerweise trafen Bazi und ich genau zur gleichen Zeit ein, hätten wir uns verabredet, hätte es nicht besser klappen können. 😉 Nachdem wir uns in den ersten Kurven aufgewärmt hatten und nach gut drei Stunden Fahrt der Magen nach dem zweiten Frühstück schrie, entschlossen wir uns in Bad Brückenau – einem kleinen Fachwerkstädtchen – unsere erste Rast einzulegen.
Durch wunderschöne und abwechslungsreiche Kurven ging es vorbei an kleinen Dörfern durch die wundervolle Hochrhön, eine Gegend in der wir beide bisher noch nie waren, bis nach Eisenach. Uns beide verblüffte immer wieder, dass in vielen Orten hier ganze verfallene Industriekomplexe oder Villen existieren, welche offensichtlich teilweise einfach überstürzt verlassen wurden. Hier kann man sich doch noch sehr gut in die ostdeutsche Vergangenheit hineinversetzen und sieht die Folgen der Metropolisierung Deutschlands.
Zwischendurch wurde am Rennsteig, welcher sicher allen Biathlonfans bekannt ist, nochmals ein deftiges Mittagessen eingelegt.
In der Lutherstadt Eisenach mussten wir natürlich die Wartburg besichtigen. Hoch also auf den Burgberg und bis in die Burg fahren. Wir waren schließlich mit Mopeds unterwegs und Mopedfahrer sind ja von Natur aus fußfaule Menschen. 😉 Aber falsch gedacht. Die Zufahrt hoch zur Wartburg ist ausschließlich Hotelgästen (für das dortige Hotel) vorbehalten und so mussten wir unsere Motorräder etwas unterhalb abstellen und in voller Montur schwitzend den Burgberg hochlaufen. Wir fühlten uns fast wie die Ritter der Neuzeit. 😉
Die Wartburg liegt exponiert auf einem Berg und war wohl eine der schwerst zu erobernden Burgen des Mittelalters. Auf nahezu jeder Seite ging es 100 Meter senkrecht nach unten. Dies führt allerdings dazu, dass man von der Burg und dem Turm eine gigantische Aussicht hat (Turmeintritt 0,50 €).
Die Burg an sich ist allerdings auch einen Besuch wert und nicht umsonst Weltkulturerbe. Wundervoll erhaltene und restaurierte mittelalterliche Architektur und eine wahnsinnig gigantische Sammlung von Edelsteinen, Jagdbestecken und anderen prunkvollen Gegenständen aus dieser Zeit. Für mich eine der besten Museen für mittelalterliche Kunst (Eintritt gesamte Ausstellungen 9€, Lutherstube und Lutherausstellung 5 €).
Geschafft und schlapp von den zwei Stunden Burgtour ging es auf unseren Zweirädern noch ab in die ebenso sehenswerte Altstadt Eisenachs und bei Kaiserwetter wurde Eis geschlemmt und sich für die letzten 150 km Kurven bis in den Kyffhäuser gestärkt.
Gegen 19 Uhr kamen wir im Kyffhäuser bei Bad Frankenhausen an. Nachdem ich es nicht mehr erwarten konnte die Kurven nach Kelbra runter zu brettern (in Motorradkreisen ist dies eine der bekanntesten Strecken Deutschlands) und das Wetter umwerfend gut war, navigierte ich Bazi bewusst etwas falsch (sorry Bazi an der Stelle, aber es wahr einfach zu verlockend!) und wir landeten Mitten im Mopedparadies. Gleich zweimal genossen wir diese 12 Kilometer bis die Seitenständer und Reifen glühten. Diese Kurven sind mal echt der absolute Wahnsinn!!!
Voller Endorphin und glücklich über diesen Tag sollte die Pensionssuche aufgrund des langen Wochenendes noch etwas kompliziert werden, aber gegen 20:30 Uhr fanden wir auch ein Hotel für unsere müden Körper in Sondershausen. Beim ortsansässigen Griechen ließen wir gemeinsam mit der Dorfjugend den Tag ausklingen.
Samstag, 9.06.12
Nach einer erholsamen Nacht, in welcher ich immer noch im Traum in den Kurven des Kyffhäuser hing, ging es gegen 8 Uhr zum sehr einladenden Frühstücksbuffet unseres Hotels Thüringer Hof. Wir stärkten uns ausgiebig an dem üppigen Angebot an kulinarischen Köstlichkeiten und bereiteten uns bereits mental auf die kommenden Kurven vor. Schließlich standen zu Beginn dieses sonnigen Morgens gleich nochmals die Strecke zwischen Bad Frankenhausen und Kelbra an, welche uns am Vorabend bereits in ihren Bann gezogen hatte. 🙂 Gegen 9 Uhr war das Zimmer geräumt sowie die Mopeds wieder gepackt und wir nutzen die schönen 20 Kilometer Kurven von Sondershausen nach Bad Frankenhausen zum aufwärmen unserer Köpfe und Reifen. Die gut 12 Kilometer bis nach Kelbra waren einfach wieder der Wahnsinn und ich würde alleine wegen diesen perfekte Kurven wieder hierher fahren. Bester Asphalt, optimale Sicherheitsleitplanken und ein Streckenverlauf gegen den ein doppelter Windsorknoten einfach zu binden ist. 😉 Weiter ging es dann von Kelbra in Richtung Harz.
Wir schlängelten uns vorbei an kleinen Dörfern, in welchen – wie es im Osten häufig zu sehen ist – immer wieder wunderschöne verlassene und verfallene Villen und Industrieanlagen mitten im Dorf existieren und das Städtebild als Ruinen verschandeln. Hier kann man noch live deutlich die Dorfflucht erleben. Weiter ging es durch tolle Wälder auf kurvigsten Straßen (insbesondere die B26 ab Blankenburg im Harz nach Elbingerrode kann ich Motorradfahrern nur empfehlen!), an historischen Bauwerken vorbei und durch eine wundervolle Natur mit Talsperren bis wir letztendlich nach gut 200 Kilometern quer durch den Harz in Schierke am Brocken ankamen.
Vorher hielten wir allerdings noch an dem Bahnhof an, wo die Dampflok auf den Brocken losfährt. Bazi und ich waren begeistert von der uralten traditionellen Dampflok und der Modeleisenbahnlandschaft durch welche sich die Bahn ihren Weg bahnt.
Schierke selbst ist ein einziges Museum und erinnert an eine Spielzeuglandschaft. Jedes Haus ist beschriftet und es ist erläutert welche Funktion es früher hatte. Es gibt z.B. eine Apotheke, einen Arzt, einen Friseur, einen Schreiner usw. Auch der berühmte Schierker Feuerbrand (ein sehr ekelhafter hochprozentiger Kräuterschnaps) wurde zumindest fotografiert, das trinken haben wir dankend abgelehnt.
Auch die Kirche ist richtig idyllisch und hier trafen wir auch gleich ein Ehepaar aus Bremen, welches uns ihre Ferienwohnung im alten Glockenhaus zeigte und auf einen Kaffee einlud, nachdem Sie uns vorher schon ein Restaurant für unsere hungrigen Bikermägen empfohlen hatten.
Also wer zu zweit ein echt gemütliches Domizil in Schierke sucht, dem kann ich das Alte Glockenhaus (Tel.: 0331/7480537) nur empfehlen.
Nach einer ausgiebige Mittagspause entschlossen wir uns aufgrund der fortgeschrittenen Zeit nur noch 50 Kilometer Landstraße zu fahren und die restlichen 280 Kilometer Autobahn. Kurz bevor wir auf die Autobahn fuhren wurde allerdings noch ein Kaffeestop in einem kleinen wunderschönen Fachwerkdörfchen eingelegt.
Die Autobahn stellte sich bei dem teilweise sehr starken Wind als nicht spaßig heraus und wir kamen teilweise nicht schneller als mit 100 km/h voran, da insbesondere Bazi häufiger teilweise bis zu einem halben Meter versetzt wurde. Gegen 19 Uhr, und damit noch rechtzeitig vor dem Anpfiff des ersten Gruppenspiels von Deutschland gegen Portugal, schlugen wir in Mainz auf. Schnell wurde geduscht und etwas gegessen und ab ging es mit Aaron zum Public Viewing im Schlosspark, wo wir mit ca. 500 anderen das Auftaktspiel der deutschen Nationalmannschaft genossen und den erlebnisreichen Tag ausklingen ließen.
Sonntag, 10.06.12
Der Morgen begann erstmal – wie sollte es anders sein für Biker – mit einem ordentlichen Frühstück im Extrablatt in Mainz. Wir genossen die Sonne und das Flair und planten unsere heutige Tour.
Nachdem Bazi heute wieder nach Nürnberg musste, das Wetter eher durchwachsen war und unsere Hintern nach 1100 Kilometer in zwei Tagen einfach höllisch weh taten, entschlossen wir uns nur eine „kurze“ Odenwaldtour zu fahren und uns dann in Wertheim zu trennen. Es ging also auf die Autobahn bis nach Bensheim und dann die Nibelungenstraße bis nach Michelstadt im Odenwald hinunter. Ich selber kannte bereits von meinen Odenwaldtouren die Strecke und fahre sie immer wieder gerne. Geniale Kurven, wenig Verkehr, schöne Natur…was will man mehr! 🙂
Wir genoßen nochmals die Kurven und in Wertheim, einem wundervollen kleinen Fachwerkstädtchen gab es dann noch ein Abschlusseis bevor wir uns endgültig trennten. Bazi fuhr auf die A3 Richtung Nürnberg und ich Richtung Frankfurt. Nach gut 300 Kilometern endete dieser Tourtag für mich in Mainz.
Fazit dieser Tage:
1400 Kilometer in 3 Tagen tun dem Arsch nicht gut, Deutschland ist ein wunderschönes Land mit beeindruckenden Landschaften auch im Osten und im Zentrum, es war mal wieder genial mit seinem besten Kumpel Zeit zu verbringen und man braucht nicht viel im Leben um glücklich zu sein!
Abschließend möchte ich diese Tour echt jedem Motorradfahrer, der Natur, Kurven und Kultur kombinieren will ans Herz legen. Der Teil Deutschlands ist einfach eine Reise wert! Unter folgenden Links findet man die zwei Tage auch nochmal in Googlemaps:
Tag 2 (dieser Tag wurde etwas angepasst!)
Allzeits gute Fahrt!
Flo