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21. September 2015Produkttest: Vertics Sleeves – Gegen den Pump von morgen
Als ich das erste Mal von den Vertics Sleeves hörte dachte ich nur, was das für komische Kompressionsstrümpfe für meine Unterarme sein sollen. Wahrscheinlich eher geeignet für den leicht unter Thrombose leidenden, in die Jahre gekommenen Kletterer, der sich einbildet im gehobenen Alter von über 50 Jahren nochmal 10er klettern zu müssen. „Naja wer‘s braucht…“, dachte ich mir und schmunzelte etwas.
Dass wir die Vertics selbst mal testen und dann auch noch total begeistert davon sein würden, hätte ich ehrlich nicht gedacht.
Der Kompressionseffekt
Während wir bei Laufsocken schon lange auf den stabilisierenden und ausdauerfördernden Effekt von Kompressions-Socken schwören, war uns das Prinzip für die Unterarme total fremd. Als uns dann Steffen, der Gründer von „Vertics“, im März beim Game of Chalk in der Nordwand von den Vorteilen dieser „Stulpen“ erzählte, wollten wir diese unbedingt einmal austesten. Dank ihm haben Dennis und ich dann jeweils ein paar in unserer Größe erhalten. Es gibt drei verschiedene Größen, die sich – ähnlich wie bei Kompressionssocken – nach dem Umfang des Unterarms in cm richten. Zusätzlich kann man sich noch zwischen verschiedenen Farben und Mustern für die Sleeves entscheiden und schon geht’s los an die Wand oder den Fels.
Die Kompression soll dabei den Laktatabbau unterstützen. Durch den Kompressionseffekt ist es dem Körper leichter möglich, das venöse Blut (in welchem das Laktat der Muskulatur aufgenommen wird) besser Richtung Körperzentrum zu transportieren, damit es dort schneller abgebaut werden kann. Gleichzeitig wird die Sauerstoffzufuhr in die Muskulatur durch den Kompressionseffekt beschleunigt. Weniger Muskelkater und schnellere Regenerationszeit sind die Folgen.
Passform
Der erste Eindruck war schon mal gut. Die Sleeves lassen sich gut über die Hand anziehen. Dabei ist die Kompression am Unterarm nicht zu stark, aber auch nicht zu schwach. Man spürt bereits beim Anziehen einen leichten und angenehmen Druck auf die Muskulatur.
Ein schöner Nebeneffekt der Vertics ist dabei, dass diese bei kühlen Temperaturen auch gleichzeitig als dünne Isolationsschicht an den Armen dienen können. Ebenso kann man die Vertics bei heißen Temperaturen mit kaltem Wasser befeuchten, dann haben diese dank der Verdunstungskälte einen angenehm kühlenden Effekt.
Wirkung
Wir haben die Vertics Sleeves sowohl mehrere Tage in Fontainbleau beim bouldern, sowie auch beim Sportklettern in Arco und anderen Klettergebieten ausgiebig getestet. Ebenso kamen die Vertics in der Halle mehrfach zum Einsatz. Während des Boulderns bzw. Kletterns direkt konnten wir keinen großen Effekt bei uns beobachten. Die Unterarme waren ähnlich schnell „dick“ wie ohne und auch die Kraftleistung nicht höher. Allerdings kam für uns beide der entscheidende Effekt, warum wir die Vertics auch nur jedem ans Herz legen können, in der Regenerationsphase nach dem Klettern. Wir behielten die Vertics stets noch ca. 30 Minuten nach dem Klettern oder Bouldern an. Hatten wir früher oft am nächsten Tag trotz häufigem Training dicke Unterarme, die sich müde angefühlt haben, war dieser Effekt mit den Vertics nahezu nicht mehr vorhanden. Die Vertics haben dabei offensichtlich die Regenerationszeit verkürzt und damit auch dafür gesorgt, dass wir intensiver trainieren konnten.
Material
Das Stretchmaterial aus Synthetik-Mischgewebe ist exzellent verarbeitet. Dank der nahtlosen Stricktechnik existieren auch keine Nähte, welche stören, drücken oder gar aufplatzen könnten. Der Tragekomfort ist damit sehr hoch. Anfangs dachten wir noch, dass das Material unter Umständen schnell verschleißt, doch selbst nach fünfmonatiger Testphase und häufigem Einsatz ist nur ein geringer Abrieb an den Sleeves zu verzeichnen. Auch der Kompressionseffekt ist trotz mehrmaligem waschen noch immer vorhanden und kein „Ausleiern“ festzustellen. Wir gehen also davon aus, dass die Lebensdauer der Vertics Sleeves hoch ist und wir noch lange unsere Freude daran haben werden.
Fazit
Die Vertics lassen uns zwar nicht besser oder härter klettern, haben uns aber geholfen, die bei Kletterern bekannten dicken Arme besser in den Griff zu bekommen, sodass häufigeres Training und auch längere Einheiten möglich wurden. Gerade nach drei Tagen bouldern am Stück in Fontainbleau haben wir doch einen entsprechenden Effekt gemerkt. Die Verarbeitung und das Material sind qualitativ hochwertig und man merkt, dass Steffen sehr viel Herzblut in sein Produkt steckt. Der Preis ist mit rund 40€ pro Paar akzeptabel und wir empfehlen jedem, der größere Probleme mit dem Pump hat, die Vertics einmal auszuprobieren.
Von uns bekommen dir Vertics vier von fünf möglichen Punkten!