Durch’s Höllental auf die Zugspitze
29. Juli 2013Mein erster 4000er – Über den Hohlaubgrat auf’s Allalinhorn
7. August 2013Salbitschijen Südgrat – 23 Seillängen Spaß und Anstrengung
Der Salbitschijen Südgrat ist quasi DER Granitklassiker der Alpen und eben diesen hatten wir uns als Ziel gesetzt. Doch nach der Begehung des Jubiläumgrats brauchten wir vor dem nächsten Projekt eine Pause, deshalb gönnten wir uns einen freien Vormittag in Garmisch und fuhren anschließend nach Längenfeld in Österreich, um im Aquadom, einer gigantischen Therme mit Saunalandschaft zu entspannen und die müden Knochen und Muskeln wieder in Form zu bringen, was uns auch in einem sechsstündigen Aufgussmarathon ganz gut gelang.
Donnerstag, 25.07.2013 – Die Fahrt ins Uri
Nach einer weiteren Nacht im Tal, ebenfalls in einer kleinen Pension in Längenfeld machten wir uns auf den Weg in die Schweiz, genauer gesagt nach Göschenen im Kanton Uri, um direkt nach unserer Ankunft auf dem Parkplatz im Tal (man parkt an der Göscheneralp) auf die Salbithütte aufzusteigen. Als wir morgens angerufen hatten, um uns zwei Plätze im Bettenlager zu reservieren bekamen wir leider die Auskunft, dass die Hütte zumindest für die Nacht von Donnerstag auf Freitag bereits ausgebucht sei und wir die erste der beiden geplanten Übernachtungen leider draußen vor der Tür verbringen müssten. Umso erleichterter waren wir, als uns Beatrice, die Hüttenwirtin, bei erneuter fernmündlicher Nachfrage vom Parkplatz anbot, wir könnten die erste Nacht auch in der Stube schlafen. So konnten wir die schweren Daunenschlafsäcke schon mal im Tal lassen und mussten nur noch die Isomatten einpacken, wieder eineinhalb Kilo gespart 🙂
Trotz fortgeschrittener Nachmittagszeit waren die zwei Stunden Aufstieg in der brütenden Sommerhitze alles andere als leicht, zumal unsere Beine immer noch von der Zugspitze und dem Jubiläumsgrat schmerzten. Als wir dann endlich gegen sechs Uhr abends auf der Salbithütte ankamen, ereilte uns direkt die nächste gute Nachricht, es waren doch noch Lagerplätze fur uns frei und wir hatten sogar Matratzen, auf denen wir schlafen konnten, was könnte es schöneres geben 😉
Nach einem wirklich tollen Abendessen, das zur Halbpension der Hütte gehörte, bereiteten wir noch die Rucksäcke für den kommenden Tag vor und gingen wie so oft recht früh um acht oder halb neun ins Bett.
Freitag, 26.07.2013 – Der Salbitschijen Südgrat
Der Wecker klingelte schon um viertel nach vier und für halb fünf war das Frühstück angesetzt. Gemeinsam mit einem schweizer Pärchen versuchten wir, insbesondere Flo recht dürftig, ein paar Bissen Brot mit Marmelade und Käse, sowie etwas Joghurt und Kaffee herunter zu schlingen. Danach beeilten wir uns, im Bad fertig zu werden, damit wir pünktlich um fünf Uhr loslaufen konnten.
Nach einer guten Stunde Fußmarsch erreichten wir um kurz nach sechs Uhr morgens im ersten Sonnenlicht die Wand bzw. den Einstieg in die „Takala (5b)“.
Diese acht Seillängen werden oft und gerne als Zustieg in den eigentlichen Salbitschijen Südgrat gegangen, verschönern sie doch diesen ungemein, und auch wir hatten diese Variante geplant. Dort war jedoch, anders als erwartet, bereits eine andere Seilschaft dabei, in die Tour einzusteigen. Schnell kamen wir mit Monika und Helmut ins Gespräch, man fachsimpelte und wir erfuhren – wie Flo bereits am Vorabend befürchtet hatte – dass der Abstieg wohl noch recht voll mit Schnee liegt und man lieber Steigeisen oder wenigstens einen Eispickel mitnehmen sollte. Da die anderen beiden planten, über den Notausstieg abzuseilen, da sie bereits den Abstieg und den oberen Teil der Touren am Salbitschijen kannten, liehen sie uns kurzerhand ihren Eispickel aus. Dann stiegen auch wir in die Takala ein. Die ersten Seillängen bewegen sich, wie eigentlich der ganze Salbitschijen Südgrat auch, in tollem festen Granit und sind ein wahrer Genuss. Nachdem wir anfangs noch Monika und ihrem Freund und Bergführer Helmut auf den Fersen waren, stellte sich die Routenfindung auch recht leicht dar. Später sollte uns dies vor größere Herausforderungen stellen. Nach vier Seillängen erreicht man dann ein erstes Plateu, auf dem auch der eigentliche Südgrat beginnt sowie die Takala weiterführt.
Irgendwie fanden wir den zweiten Teil der Takala nicht und entschieden uns kurzerhand doch den Salbitschijen Südgrat ab hier direkt zu starten. Die ersten Seillängen Richtung Zahn bleiben weiterhin wundervolle Granitkletterei, die Absicherung fanden wir allerdings im Führer besser dargestellt als diese war. Man hat hier doch teilweise recht ambitionierte Hackenabstände von gut 10 Metern und manchmal auch mehr, was trotz der guten Möglichkeiten Cams zu legen, mentale Stabilität voraussetzt. Nach insgesamt neun Seillängen kamen wir gegen 11 Uhr oben am Zahn an und konnten mit dem ersten Abseiler in die Scharte beginnen. Allerdings wurde hier erstmal bei grandioser Aussicht auf den Westgrat und die umliegenden Gletscherlandschaften eine kurze Rast eingelegt.
Dann ging es schließlich in den zweiten Teil der Tour. Zwischenzeitlich war es kurz vor zwölf als sich plötzlich ein dunkler schwarzer Schatten über uns schob. Schnell erkannten wir, dass es nicht nur einfach eine Wolke war sondern eine sehr dunkelgraue und große thermische Ansammlung verschiedener Gefahrenstufen. Es ratterte bei uns im Kopf….“Ein Gewitter auf einem Grat…lebendiger Blitzableiter….Notabseilen…aber wo…Flucht nach vorne…die Wettervorhersage war doch recht stabil…wie verhalten sich die anderen zwei Seilschaften in unserer Tour…“ Kurz besprachen wir uns und entschieden uns für ein weiterklettern, schließlich zogen die Wolken nur weit über unsere Köpfe hinweg, ein Temperatursturz war auch noch nicht zu bemerken, auch wenn es dank der Bewölkung doch etwas windig an dieser „Messersschneide“ wurde. Beruhigt stellten wir dann zwei Stunden später fest, in welchen wir ordentlich Gas gegeben hatten, dass sich die Bewölkung verzog und das Wetter stabil blieb. Nach insgesamt 19 Seillängen landeten wir dann auch endlich nach einem weiteren Abseiler auf dem Gipfelband. Eine finale Rast und Stärkung mit Honigwaffeln und Müsliriegeln machte uns fit für die letzten 3 Seillängen, welche dann auch schnell erklommen waren und so kamen wir nach gut neun Stunden Kletterzeit etwas erschöpft aber sehr glücklich um ca. 16:45 Uhr am Gipfel des Salbitschijen an. Es lagen mittlerweile 22 Seillängen und rund 650 Klettermeter hinter uns. Dennoch ließen wir uns nicht davon abbringen, noch die letzte Seillänge auf die Gipfelnadel zu stiegen und eines der geilsten Fotos überhaupt zu schießen. Die Gipfelnadel ist mal der exponierte Höhepunkt der ganzen Tour, auf welcher man schon des öfteren wie auf Messers Schneide herumtanzt, links des Grates die Hände, rechts die Füße und auf beiden Seiten gut 500 Meter Luft unter dem Hintern.
Nachdem wir also dann noch diverse Fotos geschossen hatten, begaben wir uns an den gerade bei Flo etwas gefürchteten Abstieg, welcher sich allerdings als weniger problematisch, sondern nur nervig und anstrengend herausstellte. Auch der Eispickel wurde nicht benötigt, da zwar noch recht viel Schnee drin lag, welcher aber meist über Fels umgangen werden konnte. Nach weiteren 2 Stunden Abstieg und 15 Stunden nach unserem Start um 5 Uhr morgens, kamen wir sehr glücklich und erschöpft an der Hütte wieder an. Nach einem weiteren 4 Gänge Halbpensionsmenü und einem Bier konnten wir dann auch stolz das geleistete genießen und haben nun beide wohl die bisher längste aber auch eine der schönsten Grattouren der Alpen in unserem Tourenbuch.
Alles in allem können wir diese Tour nur für ambitionierte und bereits etwas erfahrene und eingespielte Mehrseillängenkletterer empfehlen. Die Salbithütte bietet mit ihrem sehr netten Team, der tollen Bewirtung und den weichen, komfortablen Betten jedenfalls den idealen Ausgangspunkt für viele tolle Granittouren und wir werden sich irgendwann wieder kommen.
Samstag, 27.7.13 – Einzeln geht es weiter
Nach unserer gestrigen Tour waren wir uns absolut einig, dass wir heute ausschlafen wollten. Schließlich waren wir ja im Urlaub! Nach gut neun Stunden schälten wir uns dann gegen 7:30 Uhr aus den Seidenschlafsäcken und blinzelten in die Morgensonne. Frühstück gab es auf der wundervollen Hüttenterrasse mit Blick auf unsere gestrige Tour…
Danach wurden die Rucksäcke gepackt und die gut 900 Höhenmeter wieder zum Auto abgestiegen. Zwischenzeitlich hatte uns auch der „Liebesbrief“ von Monika und Helmut erreicht, deren Pickel wir ja immer noch hatten. Also entschlossen wir uns schnell noch ein kleines Dankeschön im örtlichen Coop-Markt zu erstehen und dann ans Talende zu den beiden auf den Zeltplatz zu düsen, welcher im Übrigen wundervoll am Ende der Göscheneralp liegt. Die beiden luden uns dann auch gleich noch auf ein Kaltgetränk aus dem schönen Gletscherbach ein und wir fachsimpelten erneut eine Stunde über das Bergsteigen, Klettern und verschiedene Touren.
Dann ging es nach Luzern an den Bahnhof, wo sich unsere Wege erstmal für eine Woche trennten. Dennis fuhr mit dem Zug ins schöne Pitztal nach Österreich während Flo sich mit seinem Kollegen Günther auf dem Großen St. Bernhard traf, um dann weiter an das Monte-Rosa-Massiv für ein paar Hochtouren zu fahren, was sich leider als nicht machbar herausstellte, aber dazu später mehr…
2 Comments
[…] verhält es sich mit unserer Tour am Salbitschijen Südgrat. Eine objektiv gesehen nicht schwierige Tour, deren Länge es aber macht. Von nicht eingepackten […]
[…] wir in dem Beitrag zum Salbit Südgrat berichtet hatten, war mein ursprünglicher Plan mit Günther Hochtouren im Monte Rosa Massiv zu […]