Abenteuersuechtig.de 2.0 ist online
16. Oktober 2015Die Unzerbrechliche – Sonnebrille Gloryfy G3 im Langzeittest
4. November 2015Unser kaltes Oktober-Canyoning-Abenteuer
Was ist überhaupt Canyoning?
Man versteht unter Canyoning (auch Schluchteln oder Schluchting) das Begehen einer Schlucht von oben nach unten (in der Frühzeit des sportlichen Canyonings auch von unten nach oben) in den unterschiedlichsten Varianten. Durch Abseilen, Abklettern, Springen, Rutschen, Schwimmen und manchmal sogar Tauchen gelangt man in geeigneter Ausrüstung durch die Schluchten (Quelle: Wikipedia).
In den meisten Fällen folgst du also einem Bach, der über Jahrtausende eine Schlucht in den Fels geschliffen hat. Dabei bist du mehr oder weniger die meiste Zeit im Wasser, eigentlich perfekt für heiße Sommertage, weil du ständig eine willkommene Abkühlung hast, wenn du ins kältere Nass springst, rutschst usw.
Dafür müsst ihr nicht die mega Sportskanone oder ein riesen Draufgänger sein! Es gibt für Anfänger und Ungeübte ebenso schöne Canyons wie für ambitionierte und den Vollprofi, es kommt also jeder auf seine Kosten 🙂
Dass Canyoning aber nicht nur in der heißen Jahreszeit Spaß machen kann, erfährst du im folgenden Beitrag.
Canyoning im Oktober?
Kälte sind wir ja gewohnt, schließlich verbringen wir selbst unsere Sommerurlaube vorzugsweise im Schnee und zelten auch gerne mal auf einem Gletscher. Dass wir aber im Oktober bei 7°C Luft- und etwa 3°C-Wassertemperatur nichts Besseres zu tun haben, als in einen kalten Gebirgsbach zu hüpfen, das hätten wir uns vor einer Weile noch nicht träumen lassen.
Im Januar schrieb uns Chris von den Canyonauten an. Die Idee: Ein Gewinnspiel für unsere Webseite, bei dem einer unserer Leser einen Gutschein für ein Canyoning-Abenteuer gewinnen könnte. Außerdem dürften wir beide auch mal vorbei kommen, um aus erster Hand zu berichten.
„Deal!“ dachten wir uns und sagten zu. Ein paar Wochen später stand mit Robert der Gewinner fest und wir konnten uns an die Planung machen. Leichter gesagt als getan, stellte sich heraus, denn nicht nur wir sind ja bekanntlich ziemlich „busy“, Robert geht es da nicht anders. Letztendlich wurde es dann der 17. Oktober, wohl wissend, dass es unter Umständen sau kalt werden könnte.
Zwei Mal riefen wir in der Woche an und ließen uns bestätigen, dass der Termin wirklich steht, denn es war kalt und ungemütlich draußen. Chris kommentierte dies nur damit: „ Ich war gestern zweimal drin, es ist wirklich arschkalt!“. Wir waren gespannt, ob wir als Eiszapfen wieder aus den Fluten steigen oder der Neoprenanzug ausreichend wärmen wird.
Ab ins Allgäu
16.10., Freitagnachmittag. Wir machen uns auf die Socken Richtung Allgäu. Die Heimat der Canyonauten ist Burgberg, was läge da also näher, als im Nachbardorf bei unserer Bloggerfreundin Ulligunde zu übernachten!? Ganz dreist fallen wir also gleich zu dritt bei ihr ein und schlagen unser Biwak im Wohnzimmer auf, also abgesehen von Flo, der sich die Couch schnappt 😉
Den Rest des Abends sitzen wir gemeinsam am Esstisch, fachsimpeln, scherzen und reden jede Menge Unsinn, denn darin sind wir alle gut! Wir haben Bier mitgebracht und es wird deutlich später, als geplant, bis wir uns in unsere Schlafsäcke verkriechen.
Unser Canyoning-Abenteuer kann starten
Der Wecker klingelt um acht und Robert macht sich gleich nützlich, indem er Brötchen holen geht. Wenig später sitzen wir am Frühstückstisch und stärken uns für die bevorstehende Tour. Um halb zehn treffen wir den Canyonauten Chris und vier weitere, nette und lustige aber offensichtlich ebenfalls nicht ganz zurechnungsfähige Gäste an der Basis in Burgberg. Sofort beginnt Chris mit der Einweisung und Materialausgabe. Die Neoprenanzüge sind über Nacht nicht ganz trocken geworden, aber das stört nur beim Reinschlüpfen, meint Chris. Jeder bekommt einen Neo, zwei Paar Neoprensocken, Handschuhe und Schuhe extra fürs Canyoning.
Wir haben drei Touren zur Auswahl, entscheiden uns für die mittelschwere, bei der wir aber den Luxus haben, jederzeit abbrechen zu können, wenn es doch zu kalt werden sollte. Also machen wir uns gemeinsam auf den Weg ins Kleinwalsertal und zum Schwarzwasserbach. Auf dem Parkplatz vor einem Fußballplatz treffen wir noch eine andere Gruppe, die in den Hochseilgarten wollen. Die staunen nicht schlecht, als sie uns in unsere Neoprenanzüge schlüpfen sehen und scherzhafte Kommentare sind zu hören.
Kurze Zeit später geht es los. Wir machen uns auf den Weg zum Einstiegspunkt unseres Canyons, an dem wir auch noch mal eine Sicherheitseinweisung von Chris bekommen. Danach ist die erste Aufgabe leicht und schwer: Sich einfach mal in den Bach legen, um ein Gefühl für das kalte Wasser zu bekommen. Na gut, ich lege mich rein und sofort schnürt es mir die Brust zu. Boah ist das kalt! Ok, zugegebenermaßen hatte ich es mir fast noch schlimmer vorgestellt, aber trotzdem ereilt mich sofort nur ein Wunsch: Schnell wieder aufstehen! Flo, Robert und den anderen geht es ganz ähnlich, bevor wir uns ins erste Stahlseil einklinken. Am Klettergurt, der mit der Plastikplane am Po – durch die man besser auf dem Fels rutschen kann – bisschen aussieht wie eine Windel, hängt eine Art Klettersteigset, mit dem wir uns sichern, während wir in den Canyon einsteigen.
Die erste Hürde ist gleich mal ein Sprung von etwa sieben Meter. Auf Stahlsprossen, natürlich gesichert am Seil, bewege ich mich zu Chris, der mir letzte Instruktionen gibt, bevor ich springe. Gefühlt dauert es Ewigkeiten, während ich auf das Wasserbecken unter mir zu rase und ich realisiere, dass ich jetzt mitten drin bin, im Abenteuer Canyoning. Kaum im Wasser angekommen wird es erst mal wieder so richtig kalt! Schnell wieder auftauchen, auf die anderen zu schwimmen und raus aus dem eiskalten Nass! Mit den Füßen und sogar bis zur Brust drin stehen geht ja recht problemlos, aber sobald man weiter rein muss und es oben in den Neoprenanzug rein läuft, dann wird’s fies, richtig fies! 🙂
Wir laufen ein Stück weiter und erreichen einen hohen Wasserfall. Springen ist hier aufgrund der Höhe und des niedrigen Wasserstands nicht drin, also baut Chris ein Seil ein und wir seilen uns ab. Das macht jede Menge Spaß, vor allen Dingen während ich quasi direkt unter dem Wasserfall im Seil hänge und mir der Schwall arschkaltes Wasser direkt auf den Kopf und die Schultern prasselt. Die Hände werden ohne Handschuhe, die wir zum Abseilen ausziehen sollen, dann doch nahezu taub. Unten angekommen übernehme ich das Seilende von meinem Vordermann, denn jeder hintersichert den Nächsten, indem man das Seil leicht auf Spannung hält. So kann keiner abstürzen, auch wenn man beim Abseilen vor lauter Schreck mal das Seil loslässt.
Nach Teil 1 und 2 kommen wir wieder am Auto vorbei und hier teilt sich die Gruppe auf. Flo, der seine Gesundheit für den anstehenden Bleau-Besuch nicht gefährden will, und ein paar der anderen Teilnehmer wollen lieber Schluss für heute machen und zurück in die trockenen Klamotten, also gehen wir zu viert plus Chris weiter zu Abschnitt 3.
Ein paar hundert Meter weiter steigen wir wieder in den Canyon ein und los geht es mit einem kleinen Sprung ins Wasserbecken. Das bin ich ja mittlerweile schon gewohnt, also gehe ich nach Schema F vor: Sprung ins Wasser, dabei untertauchen, also möglichst schnell wieder auftauchen und durch den Auftrieb des Neoprens so ein bisschen wie ein Hund zum Ausstieg schwimmen. Sieht lustig aus, glücklicherweise nicht nur bei mir 😉 Hier ist das Wasser noch mal einen Ticken kälter geworden, da der Schwarzwasserbach vom Ausstieg Teil 2 bis hierher unterirdisch verläuft.
Der nächste Part ist besonders spaßig! Vor uns befinden sich zwei kleinere Wassergruben, die unterirdisch miteinander verbunden sind. Von der unteren aus kann man dann nach dem Ausstieg direkt weiter runter in ein großes Becken springen. Den Anfang macht einer der anderen Teilnehmer, dann folge ich. Rein ins erste Loch und untertauchen bis zum Grund. Dort muss ich mich auf den Rücken drehen, denn der 18mm dicke Neoprenanzug verursacht so einen großen Auftrieb, dass an tauchen eigentlich nicht zu denken ist. Also drehe ich mich um und drücke mich, während ich unter dem Stein hindurch tauche, mit den Armen von diesem ab nach unten Richtung Boden. Dachte ich anfangs noch, das Wasser wäre kalt, komme ich mir jetzt vor, wie in einer flüssigen Kühltruhe! Das kalte Wasser dauerhaft im Gesicht zu spüren und mit offenen Augen zu tauchen, DAS ist mal richtig kalt! Nach einer gefühlten Ewigkeit erreiche ich das Ende des eigentlich doch so kurzen Tunnels und klettere aus dem Loch. Es folgt direkt der nächste Sprung in das große Becken unter mir, bevor ich wieder den Hund in Richtung Ufer mime.
Das eigentliche Highlight unserer Canyoning-Tour kommt nun. Wir stehen wieder rund sieben Meter über dem Wasser, unter uns ein breites Becken. Von hier aus ist der Sprung eigentlich reine Formsache. Es geht aber noch weiter rauf, denn uns gegenüber kann man sogar aus zwölf Meter hüpfen. Erstmal versuchen wir es aber von hier, schon allein um zu überprüfen, ob das Wasserbecken tief genug für einen Sprung aus größerer Höhe ist. Der erste Sprung ist, wie schon erwähnt, mittlerweile Formsache. Alle Mann (und Frau) runter ins Becken! Danach gehen Chris und einer der anderen Teilnehmer noch mal rauf und versuchen es aus ca. neun oder zehn Metern Höhe. Robert und ich halten uns zurück. Ich bin beim ersten Sprung schon mit den Füßen leicht auf dem Boden aufgekommen und will mir nicht gleich wieder mein Sprunggelenk schrotten. Also bleiben wir unten und filmen die beiden bei ihrem waghalsigen Manöver.
Das Highlight war auch gleichzeitig der Abschluss der Tour, denn der Schwarzwasserbach mündet wenige Meter weiter in einen anderen, deutlich kälteren Bach. Wir steigen aus und laufen zurück Richtung Auto. Kalt ist uns eigentlich gar nicht mehr und das obwohl wir die ganz Zeit über unseren eigenen Atem sehen konnten. Auf dem Rückweg kommen wir an einer kleinen Hütte vorbei, aus der ein paar Touris kommen. Die staunen ebenfalls nicht schlecht, als sie uns nass aber glücklich und stolz durch die Gegend stapfen sehen, während sie sich dicke Jacken und Mützen überziehen und auf die schneebedeckten Berghänge schauen. Zurück am Auto schälen wir uns aus dem nassen Neopren und schlüpfen überglücklich wieder in die warmen und vor allen Dingen trockenen Wechselklamotten. Danach fahren wir zurück zur Basis der Canyonauten, wo wir uns von Chris und den anderen verabschieden. Ein paar Minuten später treffen wir lustiger weise die anderen Teilnehmer im nahe gelegenen Restaurant wieder und essen gemeinsam eine Kleinigkeit, bevor wir zurück zu Ulligunde und die anderen zurück nach Hause fahren.
Am Abend bekochen wir Erika (Ulligunde) noch, wie sich das für gute Gäste gehört, kümmern uns um die am Vorabend übrig gebliebenen Biere und quatschen wieder bis in die Nacht hinein. So muss das sein, wenn sich Blogger treffen, auch wenn es „nur“ zum Übernachten ist 🙂
Danke natürlich auch an Chris von den Canyonauten, der uns nicht nur zur Tour eingeladen hat, sondern auch ein richtig cooler Guide ist! Es hat auf jeden Fall eine Menge Spaß gemacht und wir kommen definitiv wieder, vielleicht aber dann doch mal im Sommer, wenn man zwischendurch auch bisschen planschen kann.
Fakten zur Tour:
Dauer: etwa vier Stunden
Schwierigkeit: Mittelschwer
Actionfaktor: Hoch
Höhendifferenz: 160m
3 Comments
Ma Jungs, es war mir ein Fest! Bis sehr bald hoffentlich!
Liebe Grüße,
die sensationell bekochte Erika
Das freut uns, dass es dir geschmeckt hat Erika. Wir kommen sicher ganz bald wieder, denn schließlich bist du mit unsere Lieblingsbergkameradin. 🙂
Lg Flo
[…] die Idee aufkam. Mit Flo und mir saß unser Freund Robert im Auto, der beim Gewinnspiel für das Canyoning-Abenteuer abgestaubt hatte. Wir spassen so herum, phantasierten über vergangene Erlebnisse und zukünftige […]